Chemsex – Infos, Risiken und Unterstützung
Chemsex bezeichnet den Gebrauch bestimmter psychoaktiver Substanzen in Verbindung mit Sex – meist über einen längeren Zeitraum, oft mit wechselnden oder mehreren Partner*innen.
Chemsex wird häufig von schwulen, bisexuellen, queeren Männern und trans Personen* praktiziert. Dabei geht es vielen um eine Intensivierung von Lust, Nähe, Ausdauer oder Hemmungslosigkeit. Für manche ist Chemsex eine bewusste Entscheidung – für andere kann der Konsum auch problematisch oder belastend werden.
Häufig genutzte Substanzen beim Chemsex
Beim Chemsex kommen häufig folgende Substanzen zum Einsatz:
Methamphetamin (Crystal, Tina)
GBL/GHB (G, Liquid Ecstasy)
Mephedron (Meph, 4-MMC)
Ketamin, Kokain, Ecstasy/MDMA
manchmal auch: Viagra, Poppers, Benzodiazepine (z. B. Diazepam)
Die Substanzen werden geschluckt, geschnupft, geraucht oder gespritzt („Slamsex“ – besonders risikobehaftet).
Mögliche Risiken von Chemsex
Der Umgang mit Drogen beim Sex bringt nicht automatisch ein Problem mit sich – kann aber mit gesundheitlichen und sozialen Risiken verbunden sein:
Medizinisch
Erhöhtes Risiko für HIV und andere STIs durch längeren, intensiven oder ungeschützten Sex
Verletzungen im Anal- oder Genitalbereich
Erhöhte Gefahr von Hepatitis C (v. a. bei Slamsex)
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Überdosierung
Psychisch und sozial
Schlafmangel, Erschöpfung, depressive Verstimmungen
Verlust von Kontrolle oder Einwilligungsfähigkeit
Belastung von Partnerschaften oder sozialem Umfeld
Vereinsamung, Scham oder das Gefühl, „nicht mehr aufhören zu können“
Wie kann ich mich schützen?
Wenn Sie Chemsex praktizieren: Machen Sie sich vorher schlau – über Dosis, Wirkung und Wechselwirkungen
Verwenden Sie sauberes Konsumequipment, keine geteilten Nadeln oder Ziehröhrchen (→ Schutz vor HIV, Hep C)
Nutzen Sie Kondome oder Schutzstrategien (z. B. PrEP, PEP, regelmäßige STI-Tests)
Triff klare Absprachen zu Einwilligung, Pausen, Konsumgrenzen
Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl: Sie dürfen jederzeit abbrechen, „nein“ sagen oder Hilfe suchen
In unserer Praxis bieten wir Ihnen
Vertrauliche Beratung zu Chemsex – ob Sie konsumieren, aufhören wollen oder einfach Fragen haben
HIV- und STI-Testung, inkl. anonymer Angebote
Begleitung bei PrEP oder PEP
Informationen zu sicherem Konsum, Slamsex und Risikoreduktion
Kontakte zu Suchthilfe- oder Psychotherapieangeboten, die queer-sensibel und akzeptierend arbeiten
Wichtig zu wissen
Nicht alle Menschen, die Chemsex praktizieren, haben ein Problem damit. Und nicht jede Form von Konsum bedeutet Abhängigkeit. Aber: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sex ohne Substanzen kaum noch möglich ist, Sie Kontrolle verlieren oder körperlich oder seelisch leiden, gibt es Wege, wie Sie Unterstützung bekommen können.